Gewalt gegen Frauen

Sonntag, 15. Oktober 2023, 11 Uhr
Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5

mit Gloria Schmid, Frauenreferat der Stadt Frankfurt a. M.

Gewalt gegen Frauen hat viele Formen: von der Anmache und Beschimpfung bis hin zu Prügel, Verbrennungen und Mord, natürlich auch sexuelle Belästigung, Nötigung und Vergewaltigung. Betroffen sind Frauen aus allen sozialen Schichten, mit unterschiedlichen Bildungsgraden und religiösen Hintergründen. Frauen, die Gewalt erleben, passen in keine Schublade.
Die Täter sind in der Regel Männer. Männer aus dem nahen Umfeld: Verwandte, Bekannte, Väter, Ehemänner. Die Folgen für die Gesundheit und Psyche der Frauen und Kinder, die Gewalt in der Familie erleben, sind enorm, die gesellschaftlichen Kosten nicht in Zahlen zu benennen.
In vielen Studien zum Thema „Gewalt gegen Frauen“ geht man von hohen Fallzahlen aus – und das, obwohl es seit 2011 die „Istanbul-Konvention“ gibt. Das ist ein vom Europarat initiierter völkerrechtlicher Vertrag, der seit 2018 auch in der Bundesrepublik geltendes Recht ist. Er ächtet alle Formen von Gewalt gegen Frauen und fordert Prävention, Schutz und Strafverfolgung. Wie all das in Frankfurt verankert ist, welche Wirkung es hat und was noch verbessert werden könnte berichtet Gloria Schmid vom Frauenreferat der Stadt Frankfurt im Gespräch mit Ulrike Holler und dem Publikum.

Moderation: Ulrike Holler

Beitrag* 5/1 Euro

Vor 20 Jahren: „Cross-Border-Leasing“ der Frankfurter U-Bahn abgewendet

Sonntag, 17. September 2023, 11 Uhr
Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5

Bürgerbegehren verhindert finanzielles Desaster für die Stadt
mit Prof. Dr. Hans See und Herbert Storn
Moderation: Eberhard Ruoff

Am 18. September 2023 jährt sich zum 20. Mal die Absage des Frankfurter Stadtparlaments an eine Vermietung der U-Bahn an US-amerikanische Investoren, von denen sie dann zurückgeleast werden sollte. Der Vertrag sollte für 100 Jahre abgeschlossen werden, die Stadt 100 Millionen Euro dafür bekommen. „Cross-Border-Leasing“ war damals ein Einstieg für US-Finanzinvestoren in das große Geschäft in Europa.
Die demokratische Verfügungsgewalt über ein kommunales Verkehrsmittel wäre auf unabsehbare Zeit eingeschränkt worden, ohne daß das die Öffentlichkeit so richtig mitbekommen sollte. Denn bei allen Entscheidungen hätten die neuen Besitzer gefragt werden müssen. Eine Verkehrswende wäre erheblich erschwert worden.
Für fragwürdige Abschreibungsmöglichkeiten in der US-Steueroase Delaware sollte die Stadt lediglich einmalig abgefunden werden. Wenige Jahre später, seit 2007, verzichtete der Frankfurter Magistrat sogar freiwillig auf jährliche Einnahmen von über 100 Millionen Euro, indem der Hebesatz für die Gewerbesteuer entsprechend gesenkt wurde.
Undurchsichtige und umfangreiche Verträge, die kaum jemand kannte, sorgten bei „Cross-Border-Leasing“ für größtmögliche Intransparenz und waren „demokratieuntauglich“. Beraterkonzerne übernehmen in solchen Fällen das Sagen und ersetzen die kritische öffentliche Meinungsbildung durch sogenanntes Expertentum.
Am 7. Juni 2003 wurde das „Cross-Border-Leasing“ der Frankfurter U-Bahn mit den Stimmen von CDU, FDP und Grünen beschlossen. Die SPD stimmte nicht dafür.
Ein außerparlamentarisches Bündnis „Rettet die U-Bahn“ mit dem globalisierungskritischen Netzwerk Attac, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der PDS und anderen sammelte daraufhin in kurzer Zeit über 47.000 Stimmen für ein Bürgerbegehren zur Verhinderung des U-Bahn-Deals. Business Crime Control und KunstGesellschaft starteten zur Unterstützung eine Initiative von prominenten Wissenschaftler:innen und Kulturschaffenden der Stadt.
Die Voraussetzungen für einen Bürgerentscheid waren gegeben, so dass die Grünen ihre bis dahin befürwortende Haltung zu „Cross-Border-Leasing“ änderten und es keine Mehrheit mehr dafür in der Stadtverordnetenversammlung gab. Am 18. September 2003 beschloss diese dann das Aus für das Projekt.
Cross-Border-Leasing gehört zwar der Vergangenheit an, nicht aber die Mittel und Wege der Finanzlobby, Staat und Kommunen für ihre Zwecke einzuspannen. Darum soll der Blick zurück auch ein Blick nach vorn sein.

Beitrag* 5/1 Euro

Der König ist tot, lang lebe die Königin

Samstag, 30. September 2023, 6.30 Uhr
F-Hbf Information, Abfahrt mit Flixbus: 6.50 Uhr

Museum Frieder Burda, Baden-Baden
Ausstellungsgespräch mit Marlies Piontek-Klebach und Prof. Reiner Diederich
Vor 80 Jahren präsentierte Peggy Guggenheim in ihrer Galerie Art of this Century in New York eine Ausstellung, die ausschließlich Künstlerinnen eine Bühne gab. Deren konzeptionelle Grundlage wird hier nun wieder aufgegriffen.

Aus aktuellem Anlass haben wir kurzfristig einen weiteren Ausstellungsbesuch in unser Programm aufgenommen:

LA8, Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts, Lichtenthaler Allee 8Criminal Women. Eine Geschichte der weiblichen Kriminalität
An Beispielen von Kunstwerken, Kriminalien und Dokumenten wie z.B. Judith und Holofernes bei Ferdinand Theodor Hildebrandt aus dem 19. Jh. bis  zur Weimarer Republik und Schwerpunkt Nationalsozialismus (Künstlerin und Widerstandskämpferin Eva Schulze-Knabe, § 218 Alex Lex-Nerlinger) wird das Thema aus weiblicher Perspektive erstmalig beleuchtet.

Nach den Ausstellungsbesuchen sind ein gemeinsames Essen im „Amadeus Hausbräu“ – ebenso Pausen zwischen den Ausstellungen – vorgesehen.

Teilnahmebeitrag inklusive Fahrt* 60/50/40 Euro
Info und Anmeldung: marlies.piontek@fn.de

Zwei Romane

Samstag, 23. September 2023, 14 Uhr
Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5

Siavash Sartipi: „Der Fremdenführer“
Salem Khalfani: „Fliegende Katzen“

Siavash Sartipi, 1968 in Tabriz geboren, lebt in Rottach-Egern am Tegernsee. „Der Fremdenführer“ ist sein Debütroman.

Frankfurt, April 2003. Assad, der Fremdenführer, führt Touristen aus der ganzen Welt durch die Stadt. Für Amerikaner wird er ein Türke, für Franzosen ein Iraker. In Wahrheit kommt er aus dem Iran. Seinen Lieblingssatz verdrängt er immer: Ich bin ein Fremder, der Fremden in einem fremden Land in fremden Sprachen eine ihm fremde Geschichte erzählt. In seiner neuen Heimat, Frankfurt, findet er in sich nur noch die Fragmente seines alten Ichs. Er sucht Halt in Freundschaften, Liebe, Sex und Arbeit, und versucht eine neue Existenz aufzubauen, und er erlebt dabei, wie das Zusammenspiel von zerstreuten Komponenten seiner widersprüchlichen Identitäten andere Möglichkeiten des Daseins für ihn bereithält. Der Fremdenführer begegnet Olga, eine weitere Fremde. Wird sie ihn durch diese Möglichkeiten führen und eine Gesamtheit ermöglichen?

Salem Khalfani wurde 1963 im Iran geboren und lebt seit 1985 in Deutschland. Nach seinem Studium der Literaturwissenschaft an der Universität Mainz veröffentlichte er 2003 eine Studie über die „Ähnlichkeiten des Absurden” in der europäischen Literatur. Weiterhin publizierte er zahlreiche literarische Artikel, Rezensionen und Kurzgeschichten in iranischer Sprache.

Über den Roman „Fliegende Katzen“: „Ein sechsstöckiges Gebäude in einer deutschen Stadt, das viele verschiedene Charaktere beherbergt. Trotz ihrer eher zufälligen nachbarschaftlichen Bezüge sind ihre Leben eng miteinander verwoben. Das größte Mysterium: Frau Habels entlaufene Katze. Nachbar Herr Bahden wird beschuldigt, sie versteckt zu haben. Doch das einzige, was dieser zu verbergen scheint, ist die Literatur, die ihn mehr und mehr in die Verwirrung treibt. Zuletzt scheint lediglich der Erzähler den Überblick zu behalten und die Zusammenhänge ordnen zu können. Kann er herausfinden, was mit der Katze geschehen ist?Der Roman überzeugt nicht nur auf inhaltlicher Ebene, sondern schafft es insbesondere durch seinen philosophischen Schreibstil Lesende in eine andere Welt zu entführen. Eine Welt der Melancholie, die vor keiner Thematik zurückschreckt und Denkanstöße bereitet.“ (Info: Sujet Verlag)

Die Autoren lesen aus ihren Romanen und sprechen mit dem Publikum über ihre Arbeit.
Iranischer Verein und KunstGesellschaft

Martha Rosler. In one way or another

Donnerstag, 7. September 2023, 18 Uhr
Schirn Kunsthalle

Ausstellungsgespräch mit der AG Kunst und Kultur in Umbruchzeiten
„Roslers politisches Werk befasst sich mit Fragen von Macht, Gewalt und sozialer Ungerechtigkeit, mit Kriegsberichterstattung sowie mit gesellschaftlich verankerten Frauenbildern und deren Dekonstruktion. Für ihre gesellschaftskritischen Fotomontagen und Videos nutzt sie vielfältige Medien wie Fotografie, Text oder raumgreifende Installationen.“ (Info Schirn)
Teilnahmebeitrag* 5/3/1 Euro

Kunst im Jüdischen Museum

Samstag, 21. Oktober 2023, 14.30 Uhr
Jüdisches Museum

Ausstellungsgespräch mit der AG Kunst und Kultur in Umbruchzeiten
„Bildende Kunst spielt in der neuen Dauerausstellung eine zentrale Rolle.“ (Info Jüdisches Museum)
Wir sprechen u. a. über Bilder von Moritz Daniel Oppenheim (1800 –1882), über die Kabinett­ausstellung „Fragmente des Exils“ mit Werken von Samson Schames (1898 –1967) und über die vor dem Museum stehende Baumskulptur von Ariel Schlesinger.
Teilnahmebeitrag* 5/3/1 Euro

Zum Jubiläum von 1848: Der Gagernweg in Hornau

Samstag, 9. September 2023, 14 Uhr – F-Hbf Information
oder 14.50 Uhr – Bahnhof Kelkheim-Hornau

Rundgang mit Hans-Joachim Prenzel
Im ländlichen Hornau, seit 1938 Stadtteil von Kelkheim, hatten die Freiherren von Gagern von 1818 bis 1866 ein Hofgut in Besitz. Mit Hans Christoph von Gagern (1766–1852) und seinen „drei politischen Söhnen“ Friedrich, Heinrich und Maximilian gingen von Hornau starke Impulse für die Einigung und Demokratisierung Deutschlands aus. Heinrich von Gagern war 1848 der erste Präsident eines frei gewählten deutschen Parlaments, der Frankfurter Nationalversammlung.
Anmeldung bis 8. 9.: info@kunstgesellschaft.de

Frankfurter Konstellationen: Gutle Rothschild

Samstag, 16. September 2023, 15 Uhr
Jüdisches Museum

Rundgang mit Dr. Thomas Regehly
Im Jahr 1770 heiratete der Begründer der Rothschild-Dynastie, Mayer Amschel, die 17jährige Gutle Schnapper, die Tochter Wolf Salomon Schnappers, der Hoffaktor im Fürstentum Sachsen-Meiningen war.
In den Jahren von 1815 bis 1914 war die Familie Rothschild im Besitz des weltgrößten Banken­imperiums, was zu drastischen anti­semitischen Anfeindungen führte. Im Schatten ihres Mannes und der fünf im Finanzwesen in ganz Europa sehr erfolgreichen Söhne stand die Frau und Mutter, die bis zu ihrem Tod 1849 im Stammhaus der Familie in der Frankfurter Judengasse wohnte.
Teilnahmebeitrag* 5/3/1 Euro

Maruša Sagadin

Samstag, 14. Oktober 2023, 15 Uhr Schirn Kunsthalle (Rotunde)

Bildergespräch mit Angelika Grünberg M. A.
„Wer baut, was, für wen und wo? Beeinflusst durch die Architekturgeschichte erkundet Maruša Sagadin (1978) die einem Gebäude oder Ort zugrunde liegenden sozialen Aspekte. Ihre künstlerische Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von privatem und öffentlichem Raum und vereint Elemente aus Architektur, Skulptur und Malerei. Sagadin nutzt Humor und Übertreibung in ihrer Formensprache und in der Verwendung von Farben, um Ein- und Ausschlussmechanismen aufzudecken und mit etablierten Codes der Kunstbetrachtung zu brechen.“ (Info Schirn) Wir treffen uns im Foyer, gehen einzeln in die Ausstellung und sprechen danach über das Gesehene.
Teilnahmebeitrag* 5/3/1 Euro